Es ist still geworden um das geplante Kraftwerk Nonner Rampe. Als Grund dafür vermutet die Reichenhaller SPD, dass der Klimawandel einen Strich durch die wirtschaftlichen Berechnungen für dieses Vorhaben gemacht hat. Beim Stammtisch der Reichenhaller SPD im Bürgerbräu ist anhand der Zahlen der Wasserabflußtabelle beim Pegel Unterjettenberg dieses in Bad Reichenhall seit jeher umstrittene Projekt zur Sprache gekommen und die anwesenden SPD-Mitglieder sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass der vergangene Winter keine Ausnahme gewesen sein wird. Und so werde das geplante Kraftwerk wohl dem Klimawandel zum Opfer fallen und der ehemalige Stadtrat Wolf Guglhör brachte es schließlich auf eine einfache Formel: „ein Wasserkraftwerk ohne Wasser ist keines“.
Seit jeher lehnt die Reichenhaller SPD aus verschiedenen Gründen mehrheitlich das Kraftwerk Nonner Rampe ab. Neben der fehlenden Wirtschaftlichkeit war es für die SPD insbesondere der Blick Richtung Müllnerhorn, den Einheimische wie Urlaubsgäste seit jeher schätzen und der durch das Kraftwerk erheblich gestört würde. Ein Industriebauwerk, wie es ein Kraftwerk nebst Turbinenhaus und Reinigungskran darstellt, sei im Kurgebiet als störend abzulehnen, auch wenn im Prinzip die Wasserkraft als nachhaltige und grundlastfähige Energie als begrüßenswert betrachtet wird.
Das Projekt, das ursprünglich im Jahr 2016 fertiggestellt sein sollte, wurde von der Mehrheit im Reichenhaller Stadtrat von Anfang an befürwortet. Von den Vertretern der Kraftwerksplaner wurde gegenüber den Stadträten stets ins Feld geführt, dass mit einem Wasserkraftwerk speziell im Winter in Zeiten der „Dunkelflaute“ dringend benötigte Energie zur Verfügung stehen könnte und durch die zwei geplanten Turbinen von jeweils 25 cbm Leistung Strom für 2.000 Haushalte rund um die Uhr und das ganze Jahr produziert werden könnte.
Dass dieses Argument mit dem Klimawandel von Jahr zu Jahr schwächer wird und lange Trockenphasen sich mit heftigen Regengüssen abwechseln, sei in diesem Winterhalbjahr besonders deutlich zu sehen. Im Zeitraum vom 15. September 2024 bist 15. März 2025 wäre, wie die Grafik zeigt, nur bis Mitte Oktober ausreichend Wasser für 2 Turbinen zur Verfügung gestanden. Fünf Monate lang wäre eine Turbine aus Wassermangel ganz ausgefallen und die zweite Turbine im Schnitt gerade mal mit ca. 10 cbm Wasser angetrieben worden. Von Grundlast könne also keine Rede sein, so die SPD, ganz zu schweigen von der Wirtschaftlichkeit dieses Millionenprojekts.
Ulrich Scheuerl, der am Stammtisch die Zahlen dieses Winterhalbjahres zur Sprache gebracht hatte, wollte nicht ausschließen, dass die Planungen, trotz der Zahlen, nicht doch erneut vorgelegt werden. Ein privater Investor hätte längst Abstand genommen, bei den Bayerischen Landeskraftwerken als Investor sei das Risiko aber anders gelagert. Ein Verlustgeschäft würde einzig zu Lasten der Stromkunden zu Buche schlagen, also der Allgemeinheit, so Scheuerl. Aus diesem Grund ist für ihn das Projekt Nonner Rampe noch immer nicht vom Tisch und er warnt vorsorglich: „passen wir auf“!