Thomas Moser aus Bad Reichenhall beim SPD-Debattenkonvent in Berlin

Thomas Moser, der für die SPD-Basis als Vertreter Bayerns am Debattenkonvent in Berlin teilnahm; neben Olaf Scholz, dem Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.
Foto: eigen

06. Dezember 2022

Die SPD will in den nächsten Jahren die Gesellschaft verändern. Die „Transformation“ ist das Thema der Zukunft und die SPD hat sich vorgenommen, die Gesellschaft umzubauen. Nur so ist es möglich, die sich abzeichnenden Herausforderungen bestehen zu können. Beinahe alle Gebiete des Lebens werden betroffen sein, die Arbeitswelt, der private Konsum, die Friedenssicherung nach außen, die Sicherheit nach innen und im besonderen die Bewältigung der Klimakrise. Wie die SPD die Gesellschaft und jeden Einzelnen dabei mitnehmen will, war das Thema eines Debattenkonvents in Berlin, zu dem die SPD zwanzig zufällig ausgewählte „einfache Mitglieder“ aus allen Teilen Deutschlands eingeladen hatte. Das Los für den Vertreter Bayerns fiel ausgerechnet auf Thomas Moser aus Bad Reichenhall. Obwohl er sich selbst als „weltoffen“ einschätzt und schon in sechs Ländern zu Hause war, war der Berlinbesuch für ihn wie „auf einem fremden Stern“.

Rote Schuhe, rote Mäntel, rote Sackerl – so sehe es aus, wenn sich die SPD in Berlin trifft. Berlin, das heiße, Männer auf hohen Absätzen, Frauen in Springerstiefeln und Tarnanzug; die junge SPD ist bunt und schrill. Im ganzen Viertel gab es kaum etwas anderes als Döner zu essen; kaum eine Hauswand die nicht beschmiert war, denn Graffiti kann man das nicht nennen. Auf dem Weg zum Hotel wollte er sich noch ein Wasser kaufen und bekam (stilles) Trinkwasser importiert aus der Türkei! Thomas Moser beschlich schon bald die Frage, wie das zu bewerten sei, dass die SPD auf der einen Seite über Transformation der Gesellschaft diskutiert und auf der „Straße“ trinkt die dritte Generation junger Türken importiertes Trinkwasser aus der Türkei.

Beim Konvent konnte sich Thomas Moser einen hautnahen Eindruck von den sonst nur im Fernsehen zu sehenden Führungspersonen der SPD machen und sein Eindruck war, dass die Prominenten in „echt“ oft anders „rüber kommen“, als man das von Fernsehsendungen und Interviews her kennt. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür war für ihn Hubertus Heil, den er bisher als eher behäbig kannte, der aber mit Abstand der emotionalste Redner war und dafür stehende Ovationen bekam.

Kevin Kühnert dagegen sehe aus der Nähe immer noch aus als sei er nicht volljährig, doch sobald er ans Mikrofon tritt wächst er um einen halben Meter. Eigentlich der perfekte Juso, aber als Generalsekretär sei er nun schon anders gefordert. Kühnert, der den Konvent mit seinem Team ein Jahr lang vorbereitete, gab in einer bewegenden Rede einen Rückblick auf die Geschichte der SPD im Osten bis hin zu August Bebel. Über allem stand das Motto „Deutschland schafft das“.

Olaf Scholz hautnah

Zuletzt Olaf Scholz. Ihn hat Thomas Moser auf dem Konvent nur deshalb hautnah erleben können, weil er im vollen Saal nur noch in dem für das BKA reservierten Bereich einen Platz fand: „spontan dachte ich, der BKA ist doch in Zivil, man kennt sie nicht, dann kann ich mich hinsetzen ohne dass es jemanden wundert“. So konnte Moser Olaf Scholz aus nächster Nähe erleben und es hat ihn sehr beeindruckt, dass da keine Spur von kühlem Hamburger war. Im Gegenteil, so ganz nah’ sei er ganz locker und so konnte er zwischen den Sicherheitsleuten des BKA für die Basis in Bad Reichenhall ungeniert ein Foto mit dem Bundeskanzler machen.

Die Gesellschaft umbauen und verändern sei eigentlich der Markenkern der deutschen Sozialdemokratie. Um Frauenrechte durchzusetzen, deren Wahlrecht zu erkämpfen und eine volle Gleichberechtigung durchzusetzen, musste die Männergesellschaft ihre Dominanz verlieren. In der Arbeitswelt war es die Mitbestimmung, die an Stelle der Dominanz des Kapitals eine Welt der Teilhabe werden ließ. Wenn jetzt also die SPD sich zur Aufgabe macht, Zuwanderung als einzigen Weg zum Erhalt der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft mehrheitsfähig in der Gesellschaft zu machen, sei das eine anspruchsvolle Aufgabe. Dass die SPD es trotzdem als ihre Aufgabe sehe, sei der Tradition der Partei geschuldet. Dies jedenfalls habe er für sich als prägende Erkenntnis aus dem Debattenkonvent von Berlin mit nach Hause gebracht.

Teilen